Mittwoch, 12. Juli 2017
Übergewicht: Zwischen Diskriminierung und Anerkennung
Inspiriert durch die sogenannten „Fat Studies“ im englischsprachigen Raum setzen sich Lotte Rose und Friedrich Schorb im Rahmen ihrer aktuellen Publikation „Fat Studies in Deutschland“ mit der Stigmatisierung übergewichtiger Menschen auseinander.
Während füllige Körper in der Vergangenheit noch als Zeichen
von Wohlstand galten, werden diese heute als Problem wahrgenommen, das mit
schwerwiegenden gesundheitlichen und gesellschaftlichen
Folgen einhergeht.
Hierzulande bisher wenig thematisiert wurde in
diesem Zusammenhang die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Körpergewichts.
Wie die neue Publikation "Fat Studies in Deutschland" von Lotte Rose und
Friedrich Schorb zeigt, werden übergewichtige Menschen oftmals als
gesellschaftliche Belastung stigmatisiert oder mit Vorwürfen mangelnder
Selbstdisziplin und Triebkontrolle konfrontiert.
Während international im Rahmen von "Health at
every seize"-Bewegungen (vgl. S. 24) bereits Initiativen laufen, die darauf
aufmerksam machen, dass sich die Gesundheit eines Menschen nicht allein
am äußeren Erscheinungsbild festmachen lässt, wird hierzulande mit den
sogenannten "Fat Studies" vergleichsweise neues Terrain betreten. Hierbei
handelt es sich um eine Forschungsrichtung, "die sich kritisch mit
gesellschaftlichen Einstellungen gegenüber dem Körpergewicht und dem äußeren
Erscheinungsbild auseinandersetzt" (S. 16). Zentral ist in diesem Zusammenhang,
das Gewicht als menschliches Merkmal zu verstehen, das innerhalb jeder
Population stark variiert.
Mit der Publikation "Fat Studies in Deutschland" liegt nun
ein deutschsprachiges Sammelwerk vor, das sich aus unterschiedlichen
Perspektiven kritisch mit der Stigmatisierung von übergewichtigen Menschen auseinandersetzt.
Neben rechtlichen Fragen des Diskriminierungsschutzes werden die Darstellung
von Übergewicht in Kunst und Medien sowie (politische) Strategien gegen
Gewichtsdiskriminierung aufgegriffen. Darüber hinaus thematisiert eine Reihe
von Texten die Bedeutung von Übergewicht im Zusammenhang mit helfenden Berufen
des Gesundheits- und Sozialwesens.
Im Rahmen ihrer Beiträge machen die Autorinnen und Autoren
auf unterschiedliche Formen der Gewichtsdiskriminierung aufmerksam und zeigen
damit, dass es weiterer Anstrengungen bedarf, um sozialer Diskriminierung, z.B.
auf dem Arbeitsmarkt oder im Gesundheitssystem, entgegenzuwirken. In der
Publikation kommen vorrangig Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten
"Fat-Acceptance-Bewegung" zu Wort. Medizinische oder
gesundheitswissenschaftliche Perspektiven, die den Blick verstärkt auf die somatischen
Folgen von starkem Übergewicht lenken und Möglichkeiten der Prävention
aufzeigen, bleiben hier jedoch nahezu unberücksichtigt.
Publikation
Rose L, Schorb F (2017): Fat Studies in Deutschland. Hohes
Körpergewicht zwischen Diskriminierung und Anerkennung. Beltz Juventa Verlag:
Weinheim, Basel. Link...
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Seite zuletzt geändert am: 12.07.2017 09:30:00, ursprünglich angelegt am: 03.07.2017 09:30:00
Autor/-in der Seite: Ann-Cathrin Hellwig