Montag, 22. Januar 2018
Gemeinsam für die Gesundheit
Während ein Mangel an sozialen Beziehungen ein gesundheitliches Risiko darstellen kann, zeigt sich umgekehrt, dass Menschen, die sozial eingebunden sind, höhere Überlebensraten aufweisen. Damit kommt der sozialen Integration aus Public Health-Sicht eine wichtige Bedeutung zu, wie aktuelle Übersichtsarbeiten zeigen.
Dass sich soziale Isolation und Einsamkeit in negativer
Weise auf die Lebenserwartung auswirken, zeigte Julianne Holt-Lunstad,
Professorin für Psychologie an der Brigham Young University, auf dem 125.
Kongress der American
Psychological Association (APA) anhand zweier Übersichtsarbeiten
auf. Anhand einer Auswertung von 148 Studien mit mehr als 300.000 Teilnehmerinnen
und Teilnehmern machte sie deutlich: Wer sozial nicht ausreichend eingebunden
ist, hat ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko, früher als der
Bevölkerungsdurchschnitt zu sterben.
Im Rahmen einer weiteren Meta-Analyse untersuchte die
Wissenschaftlerin den Einfluss von sozialer Isolation, Einsamkeit und
Alleinleben auf die Sterblichkeit. Dabei fand sie heraus, dass diese drei
Faktoren die Langlebigkeit eines Menschen in einem ähnlich hohen Ausmaß bedrohen
wie Rauchen oder Adipositas.
Die Ehe als Schutzfaktor?!
Während der Mangel an sozialen Beziehungen ein gesundheitliches
Risiko darstellt, zeigt sich jedoch umgekehrt, dass Menschen, die sozial
eingebunden sind, höhere Überlebensraten aufweisen. So deutet beispielsweise
eine aktuelle Untersuchung eines Forscherteams um Dr. Paul Carter
von der Aston Medical School darauf hin, dass eine Ehe die
Lebenserwartung positiv beeinflussen kann.
Für ihre Untersuchung beobachteten die Forscherinnen und
Forscher knapp eine halbe Millionen Menschen mit verschiedenen
Erkrankungen in einem Zeitraum von 14 Jahren und prüften, wie sich der
Familienstand auf das Sterberisiko auswirkte. Wie die Auswertungen zeigten,
verringerte sich u.a. das Sterberisiko bei verheirateten Patientinnen und
Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel im Vergleich zu Singles um 16
Prozent.
Als Gründe hierfür führten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das hohe Ausmaß sozialer Unterstützung
zwischen Eheleuten an; ebenso würden die Ehepartner für eine regelmäßige
Medikamenteneinnahme sorgen.
Protektive Effekte
sozialer Beziehungen nutzen
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist es aus Public
Health-Sicht wichtig, Einsamkeit und soziale Isolation als Risikofaktoren mehr
Beachtung zu schenken und zugleich Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration
zu ergreifen. Ansatzpunkte dazu stellen Prof. Holt-Lunstad zufolge
etwa die Einrichtung öffentlicher Treffpunkte oder das Training von sozialen
Fähigkeiten bereits in der Schule dar. Ebenso sollten Ärztinnen und Ärzte
dazu angehalten werden, ärztliche Sprechstunden zu nutzen, um zu erfragen, wie
gut ein Patient/eine Patientin sozial integriert ist.
Quellen
American Psychological Association
(2017): So Lonely I Could Die. Link...http://www.apa.org/news/press/releases/2017/08/lonely-die.aspxAshton University (2017): Married patients with heart disease have
better survival rates. Link...
Holt-Lunstad J et al. (2015):
Loneliness and Social Isolation as Risk Factors for Mortality: A Meta-Analytic
Review. In: Perspectives on Psychological Science, Vol 10 (2), 227-237.
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Seite zuletzt geändert am: 22.01.2018 10:48:00, ursprünglich angelegt am: 28.12.2017 10:48:00
Autor/-in der Seite: Ann-Cathrin Hellwig