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Dokumentation der BVPG-Statuskonferenz 2023

Gesundheitskompetenz fördern - Lebensqualität erhalten und verbessern

Am 27. November 2023 nahmen die Referierenden der 22. BVPG-Statuskonferenz unter dem Motto „Gesundheitskompetenz fördern – Lebensqualität erhalten und verbessern” den Stand zur Gesundheitskompetenz in Deutschland in den Blick und diskutierten die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Lösungsansätze.

Grafik mit zwei Figuren, die einen Kopf aus Puzzlestücken zusammensetzen
© Rawpixel.com - stock.adobe.com

 

Während der digitalen Veranstaltung wurden die Beiträge der Referierenden und an Diskussionsrunden Beteiligten live aus der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf übertragen. Die mehr als 300 über Webex zugeschalteten Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich digital über den Chat sowie über zwei Mentimeterumfragen zu beteiligen. Eröffnet wurde die Statuskonferenz von Dr. Beate Grossmann, BVPG-Geschäftsführerin, die auch als Moderatorin durch die Veranstaltung führte. Die Begrüßung und thematische Einführung erfolgte durch Prof. Dr. Dagmar Starke, Vorstandsmitglied der BVPG und kommissarische Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf. Anschließend sprach Dr. Alexander Schmidt-Gernig, Referatsleiter für Nachhaltigkeit und Gesundheitskompetenz, das Grußwort für das Bundesministerium für Gesundheit.


Wissenschaftliche Bestandsaufnahme zur Gesundheitskompetenz

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Dr. Lennert Griese, Universität Bielefeld, in seinem Vortrag „Gesundheitskompetenz: Konzept und Studienbefunde für Deutschland” den aktuellen Forschungsstand zur Gesundheitskompetenz in Deutschland vor. Er empfahl ein kontinuierliches Monitoring, welches auch Rückschlüsse auf regionale Besonderheiten zulässt. Um gezielt Gesundheitskompetenz-Angebote platzieren zu können, sollte ein solches Monitoring als Grundlage zur Maßnahmenplanung aufgebaut werden. Denn Forschungsergebnisse zeigen auch, dass bei Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz Bildungsstand, sozialer Status und Alter noch mehr berücksichtigt und die Bedürfnisse strukturell benachteiligter Gruppen verstärkt in den Blick genommen werden müssen. Passend dazu machte Prof. Dr. Julika Loss vom Robert Koch-Institut in ihrem Vortrag deutlich: „Behavioural and Cultural Insights” und Gesundheitskompetenz haben das Potenzial, sich gegenseitig zu ergänzen und zu bereichern, um Prävention und Gesundheitsförderung effektiver und zielgerichteter zu gestalten. Diese Erkenntnis sollte bei der Weiterentwicklung des Themenfeldes berücksichtigt werden. In der anschließenden Mentimeterumfrage hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit der Frage „Was muss aus Ihrer Sicht zur Förderung der Gesundheitskompetenz in Deutschland verstärkt unternommen werden?” in den Diskurs einzubringen. Lisa Stauch von der Technischen Universität München ergänzte mit ihrem Vortrag zum Thema „Strukturen, Netzwerke und regulatorische Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen” u. a. die Schulperspektive auf das Thema. Es wurde deutlich, dass Schulen als Organisationen geeignete Strukturen und Rahmenbedingungen zur Förderung der Gesundheitskompetenz benötigen und die Fähigkeit zur Vermittlung von Gesundheitskompetenz durch angepasste Aus- und Fortbildung der Lehr- und Ergänzungskräfte unterstützt werden muss. Außerdem könnte eine Stärkung der Gesundheitskompetenz über nationale Strategien im Setting Schule systemisch angegangen werden.


Ein Blick auf Gesundheitskompetenz aus Krankenkassen- und Verbandsperspektive

Ulrike Pernack, Verband der Ersatzkassen, schilderte in ihrem Vortrag „Gesundheitskompetenz fördern: Welchen Beitrag können die gesetzlichen Krankenkassen nach § 20 SGB V leisten?”, welche Ansatzmöglichkeiten zur Stärkung der Gesundheitskompetenz sich für gesetzliche Krankenkassen im Themenfeld ergeben. Simone Köser, BVPG, stellte in Vertretung für die Vorstandsvorsitzende, Dr. Kirsten Kappert-Gonther MdB, die Impulse aus der BVPG-Mitgliederbefragung zur Weiterentwicklung der Gesundheitskompetenz vor. Eine wichtige Erkenntnis war hierbei, dass die Trends aus der Mitgliederbefragung auch die aktuellen Forschungsergebnisse zur Gesundheitskompetenz stützen. Die anschließende Mentimeterumfrage gab den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich über die Frage „Was muss unternommen werden, um Zielgruppen zu erreichen, die besonders von Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz profitieren könnten?” einzubringen.


Was braucht es, um Gesundheitskompetenz zu stärken?

Im Zukunftsforum tauschten sich die Expertinnen und Experten zu den Perspektiven der Gesundheitskompetenz unter Einbezug von Ergänzungen aus den beiden Umfragen und Fragen aus dem Chat aus und diskutierten Ansätze zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz in Deutschland. Im Ergebnis waren sich die Referierenden einig, dass sowohl die Gesundheitskompetenz in den Organisationen (organisationale Gesundheitskompetenz) als auch die Gesundheitskompetenz der dort tätigen Professionen (professionelle Gesundheitskompetenz) verbessert werden muss. Denn die immer komplexer werdende digitale Informationswelt, die mit Fehl- und Falschinformationen gespickt ist, erschwert es insbesondere Laien, verlässliche Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Daher sollten speziell solche Kompetenzen auch in der Aus- und Weiterbildung von (Gesundheits-)Professionen vermittelt werden. Ebenso müssen die notwendigen (strukturellen und finanziellen) Rahmenbedingungen und Möglichkeiten geschaffen werden, um die Gesundheitskompetenz in Deutschland von der frühen Kindheit an kontinuierlich und systematisch zu stärken. Denn die Gesundheitskompetenz kann – als relevante Schlüsselkompetenz – Gesundheit und Lebensqualität positiv beeinflussen. Um dieses Ziel erreichen zu können, sollten die Erkenntnisse zur Gesundheitskompetenz aus Wissenschaft und Praxis sowie der relevanten Verbände systematisch in die politische Strategie zur Verbesserung der Gesundheit(skompetenz) in Deutschland einfließen.


Die Dokumentation zur Statuskonferenz finden Sie hier. (PDF)

Die Zusammenfassung der BVPG-Mitgliederbefragung zur Gesundheitskompetenz finden Sie hier.


Weitere Informationen zur Statuskonferenz


Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an statuskonferenz@bvpraevention.de

Die BVPG führt seit 2010 Statuskonferenzen zu verschiedenen Themengebieten durch und trägt damit zu mehr Transparenz im jeweiligen Handlungsfeld der Prävention und Gesundheitsförderung bei. Statuskonferenzen richten sich an Akteurinnen und Akteure des entsprechenden Handlungsfeldes aus Wissenschaft, Praxis und Politik und fördern deren Austausch zum Status quo des jeweiligen Themas.

Information zu den bisherigen BVPG-Statuskonferenzen sind hier zu finden.


BVPG-Blog: Schwerpunkt Gesundheitskompetenz

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist eines der Schwerpunktthemen der BVPG (PDF)


Lesen Sie dazu auch die folgenden Blogbeiträge:

BVPG-Interview mit Prof. Dr. Julika Loss und Dr. Susanne Jordan, beide Robert Koch-Institut (RKI): „Gesundheitskompetenz im Kontext von Behavioural and Cultural Insights (BCI)”.

 

BVPG-Interview mit Dr. Lennert Griese, Gesundheitswissenschaftler an der Universität Bielefeld mit Forschungsschwerpunkt Gesundheitskompetenz. Er ist Teil des WHO Action Network on Measuring Population and Organizational Health Literacy (M-POHL) und des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP): „Die Gesundheitskompetenz ist ungleich in der Bevölkerung verteilt.”


BVPG-Interview mit Kristine Soerensen, Präsidentin der International Health Literacy Association and chair of Health Literacy Europe: „Health literacy champions are in demand!”


BVPG-Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Hurrelmann, Senior Professor of Public Health and Education an der Hertie School of Governance in Berlin und Mit-Initiator des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz (NAP): „Die strukturelle Gesundheitsförderung findet zu wenig Beachtung.”


Autor/in

Simone Köser